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Freitag, 27. Oktober 2017

„Gott ist im mir - Ich bin in Gott“ – Ein Gespräch mit Wilhelm Fiebiger -


Zur Person: Wilhelm Fiebiger (geb. 06.04.1917) hat schon als junger Mann den Vegetarismus entdeckt und ist immer noch, auch in seinem hohen Alter, bei bester Gesundheit. Willi, wie er gerne genannt werden möchte, lebt sehr einfach und natürlich, in einem kleinen Holzhaus am Rande des Westerwaldes und sein Leben ist von der geistigen Suche nach Sinn und Wahrheit geprägt. 

Natürlich leben (NL.): Lieber Willi, wir sind sehr glücklich und fühlen uns zutiefst geehrt, dass du, als "der älteste uns bekannte Rohköstler", Ehrenmitglied in dem Verein "Natürlich leben e.V." bist. Wie du dir denken kannst, haben wir viele Fragen an dich. Zu allererst interessiert uns natürlich, wann hast du eigentlich die Rohkost für dich entdeckt? Und weiter, was oder wer hat dich am Anfang am meisten geprägt? 
Wilhelm Fiebiger (W.F.): Als Kleinkind litt ich bis zum zehnten Lebensjahr unter schwerer Rachitis. Meine Mutter konnte mich nicht stillen. Dazu entwertete sie das Gemüse durch langes Kochen und goss die wertvolle Brühe in den Ausguss. Auch litt ich im Winter unter Frostbeulen und Gerstenkörnern an den Augen. In der Schule hatte ich Lernschwierigkeiten. Mit 17 Jahren lernte ich einen Wasersportfreund kennen, der nur Früchte aß. Das veranlasste mich dazu, mich sofort umzustellen und nur von Früchten zu leben. Im Grunde war die Lebensweise meiner Eltern überwiegend vegetarisch, da es nur am Sonntag Fleisch gab und die Kinder bekamen nur wenig davon.
Mit 21 Jahren wurde ich zum Arbeitsdienst eingezogen und musste Kompromisse machen. Ich war dann bis Juli 1945 Soldat und war immer bemüht, gesund zu leben, wenig zu essen und das Fleisch weg zu lassen.
Auch während meiner Geschäftstätigkeit, die mit viel Reisen verbunden war, fand ich nicht immer das, was ich brauchte. Erst als mein angespanntes Berufsleben vorbei war und ich meinen Garten pflegen konnte, war es mir möglich, konsequent zu leben.


NL.: Nächstes Jahr, am 6. April 2017, wirst du 100 Jahre alt werden und das haben bisher nicht viele Gesundheitslehrer geschafft. Es wird auch einen Film über dich geben und ganz viele Veranstaltungen zu deiner Ehre. Gibt es eigentlich noch etwas, was du dir zu deinem Jubiläum wünschst?
W.F.: Ich habe keine besonderen Wünsche, jedoch wünsche ich mir, dass ich gesund und fit bleibe und der Alterungsprozess gestoppt und rückgängig gemacht wird, denn nur hier, in unserem Körper, haben wir die besten Möglichkeiten, auch spirituell zu reifen, um dem Sinn unseres Hier seins näher zu kommen.


NL.: Die Menschen sind immer sehr interessiert daran, was du isst, wie du deine Tage gestaltest und was du für deine Gesundheit tagtäglich unternimmst. Wie sieht ein gewöhnlicher Tag deines Lebens aus?
W.F.: Ich gehe früh zu Bett, spätestens um 20 Uhr und stehe kurz nach 5 Uhr auf, mit dem Gedanken: "Gott ist in mir - ich bin in Gott". Mit diesem Gedanken schlafe ich problemlos ein und mit ihm werde ich wieder wach.  Gott zu danken für den erholsamen Schlaf halte ich für sehr wichtig. Auch noch im Bett mit den Zehen wackeln, sich recken und sich strecken.
Als erstes mache ich das Ölziehen. Nach der Morgentoilette 5 Minuten Kopfstand, dann 15-20 Kniebeugen und 20 und mehr schräge Liegestütze. Nachfolgend 10-15 Minuten die Schildkrötenatemübung.
Vormittags trinke ich ca. 3 Tassen Kräutertee, etwa 1 Liter. Je nach Wetterlage, erledige ich entweder anfallende Arbeiten draußen oder in der Wohnung oder ich lese. Mittags, die erste Mahlzeit, meist Obst oder Beeren aus dem Garten, oder auch ca.100g eingeweichte Trockenfrüchte.
Abends zumeist Gemüsefrüchte, Salat, Tomaten, Zucchini, Gurken, was gerade anfällt, möglichst immer nur eine Sorte, also mono. Ich esse grundsätzlich nichts zwischendurch. Seit einem Jahr bin ich bemüht, die Pranaernährung einzuführen und esse am Tag nur einmal, so gegen 15 Uhr. Ich habe dabei aber an Gewicht verloren.
Ich esse auch ab und zu mal Buchweizen oder Hirse (ca. 60-70 g), was ich dann gare. Auch verwende ich schon gelegentlich Dinkelbrot, zwei Scheiben, gut angetrocknet und lege Avocado, Zwiebel oder Knoblauch drauf. Dabei bin ich bemüht, alles gut zu kauen. Vor dem Essen 5 Minuten Kopfstand und in jedem Fall das Dankgebet!
Ich gehe jede Woche 2 Mal in die Sauna und ich lege sehr viel Wert auf eine gerade Haltung, denn nur dann kann die Energie ungehindert durch den Körper fließen.

NL.: Du hast es in deinem Leben nicht immer leicht gehabt, trotzdem hast du es immer geschafft, weiter zu kommen. Das hat viel mit deiner Einstellung zum Leben zu tun, mit deiner ganz persönlichen Lebensphilosophie. Möchtest du auch den Lesern mehr darüber erzählen?
W.F.: Gegen meinen Willen habe ich Frisör gelernt, obwohl ich bei einer Berufseignungsprüfung als technisch begabt erkannt wurde. Nach dem Krieg habe ich Kleiderstoffe von Haus zu Haus verkauft, auch andere Artikel, so wie sie erhältlich waren. Zu der Zeit ergab es sich, dass die Plisseedamenröcke  in Mode kamen. Ich stellte Frauen ein und fabrizierte Damenoberbekleidung und beschäftigte meist 20 Frauen. Die Fabrikation meiner Damenoberbekleidung brachte auf Dauer nicht den gewünschten Erfolg und die damit verbundene Befriedigung. Angeregt durch einen Freund, entwickelte ich ein Verkaufssystem, wo der Endverbraucher übliche Waren billiger beziehen konnte. Ich handelte mit Fabriklägern und Großhändlern Rabatte für mich aus, die ich dann zum Großteil an meine Kunden weiter gab. Wenn mir der Großhändler einen Rabatt von 35% gab, dann bekam der Kunde von mir einen Vorteil von 25%. Mit all den Firmen machte ich Verträge und fasste sie zusammen auf doppelte Postkartengröße. Diese Einkaufsausweise gab ich über den Betriebsrat in die Fabriken. Ich baute das System in Köln, Bonn, Wuppertal, Hagen und Berlin auf und erreichte schlagartig Millionenumsätze. Aber mein Problem lag auch darin, dass es ein Rabattgesetz gab, was auf 3% beschränkt war. Ich wurde heftig angegriffen. Da ich aber in meiner Werbung nie von Rabatten sprach, sondern nur von Nettopreisen, konnte ich mein System halten. Es wurde aber immer wieder versucht mich abzuwürgen, was dann 1969 durch vom Bundestag beschlossene Gesetze erhärtet wurde. Meist hatte ich bis zu 40 Leute beschäftigt und sah mich gezwungen, neue Wege zu suchen. Ich verlegte mich auf Termingeschäfte, kaufte große Posten Ware ein, um sie wieder zu verkaufen. Hier wurden mir auch Wechsel angeboten, die nach 3 Monaten zahlungspflichtig wurden. So verlor ich durch mangelnde Zahlungsfähigkeit meiner Geschäftspartner über 3 Millionen Mark und meinen wertvollen Besitz, ein Haus mit über 50.000 m² Grundwald und Garten. Ich zog in ein Haus für 100.000 Mark das schon zum Abriss bestimmt war, baute eine Vertretung im Kfz-Bereich auf und setzte mich - wie immer - hart ein, so dass aus einer kleinen GmbH & CoKG, für die ich tätig war, eine Aktiengesellschaft werden konnte. Das erworbene Haus baute ich um und renovierte es vollkommen, so dass ich es 5 Jahre später für 500.000 Mark verkaufen konnte und damit im Berchtesgadener Land in 1100 Meter Höhe einen Bergbauernhof kaufen konnte. Da sich meine damalige Frau aber entschieden hatte, künftig mit einer Frau zusammen  leben zu wollen, wurde alles verkauft und ich zog hier in den Westerwald, wo ich mich sehr heimisch fühle. Für mich gilt immer der Wahlspruch: "Allen Gewalten zum Trotz sich erhalten, nimmer sich beugen, kräftig sich zeigen, rufet die Hilfe der Götter herbei".
Ich habe mich nie geschont und habe immer viel gearbeitet, oft bis an den Rand meiner Belastbarkeit. Hier gilt auch der heute noch gültige Grundsatz: "Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen".


NL.: Letztes Jahr hast du mir in einem unserer wunderbaren Gespräche erzählt, dass du auch immer viele schützende Engel um dich gehabt hast, so dass sie dir oft in schwierigen Situationen geholfen haben. Ich fand die Geschichten wunderbar und es wäre sehr schön, wenn du sie auch hier an uns weiter geben würdest. Würdest du uns ein paar Beispiele nennen?
W.F.: Meine gefertigte Damenbekleidung verkaufte ich über Vertreter oder auch auf Verkaufsmessen. So fuhr ich spät abends von Konstanz am Bodensee los und musste am Morgen in Hof einen Verkaufstand belegen. Ich war alleine in meinem Wagen, war übermüdet und muss wohl kurz eingeschlafen sein. Es war im Odenwald und plötzlich knallte es. Ich wurde hellwach. Gas weg und auf die Bremse. Ich war am Rande der Straße über eine liegen gebliebene Rohrzange gefahren, die wohl hoch geschleudert wurde und unter den Radkasten knallte.  (Willi hat die Rohrzange die ganzen Jahre über mit Sorgfalt aufbewahrt, als materielles himmlisches Zeichen seiner Schutzengel). Dann sah ich, dass ich mich mit dem rechten Vorderrad schon am Rande einer 15 Meter tiefen, bewaldeten Böschung stand. Wer hat die Rohrzange dort verloren, dass sie für mich lebensrettend wirkte??? So habe ich auch während des Krieges, in meiner Soldatenzeit oft feststellen können, dass mich mein guter Schutzengel am Händchen hielt. Im Januar 1945 wurde ich mit schweren Geschützen, 200 km östlich der Oder, in Marsch gesetzt. Die Russen standen schon vor Küsterin an der Oder. Unser Einsatz erfolgte aus Frankfurt an der Oder. Es ergab sich das Problem, dass die LKWs, die Munition geladen hatten, mit Holzgas betrieben wurden und bei der herrschenden Kälte von -20°C versagten und nicht mitkamen. So wurden über 1000 Mann in unmittelbare Feindnähe geschickt, ohne ihren entscheidenden Gegenangriff starten zu können. Überall brach der Russe durch und wir waren noch in von den Russen erobertem Gebiet. Zwei Wochen ohne Nahrung, nur noch Schnee, und überall der Russe. Ich schlug mich mit einem Teil meiner Leute Richtung Oder durch, die derzeit noch eine tragende Eisdecke hatte. Mehrmals wurde mir von meinen Männern bestätigt: Ich habe so an Gott geglaubt, aber dass wir hier heil heraus kamen, war ein Wunder. Es würde zu weit gehen, hier auf die vielen Details einzugehen, die den Schutzengel bestätigen.

NL.: Du hast eine sehr interessante und originelle Ansicht, wie man den Alterungsprozess, ja sogar den Tod, verschieben kann. Welches ist denn dein "Geheimnis"?
W.F.: Ich habe einen sehr wertvollen Buchbestand, in den ich mich auch vertiefe, besonders in die Durchsagen aus der geistigen Welt. Dort wird immer hervorgehoben, dass der Tod nicht im Sinne der Schöpfung liegt. Der Körper ist so konzipiert, dass er nicht zu sterben braucht und sich immer wieder erneuert, was auch besonders quantenphysisch erhärtet ist. Die falsche Denk- und Lebensweise und der Missbrauch der Sexualität sind die Ursachen für das Altern und den Tod. Hier gilt ein Lebensgesetz: "Solange der Mensch ernsthaft an sich arbeitet und mit allen Fasern seines Seins nach Vollkommenheit strebt, stirbt er nicht. Die vielen täglichen Kompromisse, die der alltägliche Mensch macht, machen ihn krank und bringen ihn früh ins Grab. Hier ist die von Jesus durchgegebene Formel entscheidend. "Gott ist in mir - Ich bin in Gott“.
Wenn wir uns dieser Tatsache, bis in die tiefsten Ebenen unseres Seins, bewusst werden, haben wir die Basis geschaffen, den Körper so zu regenerieren, dass er den Tod überwindet. Hier spielt der Glaube, die Überzeugung, eine wesentliche Rolle; der Gedanke ist Alles.

NL.: Als ich das erste Mal in dein Haus kam, hatte ich sofort etwas sehr Wichtiges für mich und mein Leben verstanden: Genauso möchte ich unbedingt auch alt werden! Zwischen Büchern und Pflanzen, in Frieden mit mir, in Frieden mit allem und allen um mich, unabhängig von anderen Menschen, Medikamenten oder medizinischen Behandlungen, gesund, munter, fit und mobil, klar im Kopf, hilfsbereit und mit einem offenen Herzen. Was würdest du mir raten, was ich auf keinen Fall versäumen darf?
W.F.: Meine Bedürfnisse sind immer geringer geworden, so auch mein Auto, jetzt ein kleiner Nissan, wo ich früher schwere Wagen hatte. Die Genügsamkeit und das einfache Leben befriedigen mich. Alles, was ich zum Leben brauche, habe ich und meine Rente sichert meine bescheidene Existenz. Für mich sind Bücher sehr, sehr wichtig, weil man hieraus immer wieder tiefe Anregungen entnehmen kann. Es ist sehr wichtig, innerlich still zu werden, nach Innen zu hören, was das Göttliche in uns sagen will. Zufrieden werden, die Wünsche reduzieren. Lerne zu schweigen und fasse dich immer kurz. Immer wieder auch unserem Körper danken, denn er verdient es und ist unser treuester Begleiter, den es zu hegen und zu pflegen gilt. Diesen Körper sollten wir lieben und ihm das auch immer wieder bestätigen.
Wichtig bei all unserem Handeln ist, sich immer tief darüber bewusst zu sein, dass wir mit jeder Fehlbehandlung den unsterblichen Lichtmenschen in uns verraten und uns von Gott entfernen. Unser Körper ist der Tempel unserer Seele und unseres Geistes und mit jedem Missbrauch, mit dem wir unsere Sinne befriedigen, verraten wir das Göttliche in uns und entfernen uns so von unserem wahren Sein.

NL.: Ich bedanke mich ganz herzlich für alles, auch in Namen aller Leser und Mitglieder, und wünsche dir viel Glück, Gesundheit, Freude und Frieden in deinem weiteren, langen Leben. Wir alle sind wirklich gesegnet, dich kennen gelernt zu haben, wir haben eine große Chance bekommen, viele, sehr wichtige Sachen von dir lernen zu können. Danke, danke, danke, lieber Willi!

Interview für "Natürlich leben" geführt von Mihaela Walter (heilberatung@gmail.com)