„Was ist Ehrfurcht vor dem Leben, und wie entsteht sie in uns? Die
unmittelbarste Tatsache des Bewusstseins des Menschen lautet: ‘Ich bin
Leben, das leben will, inmitten von Leben, das Leben will.’ Als Wille
zum Leben inmitten von Willen zum Leben erfasst sich der Mensch in jedem
Augenblick, in dem er über sich selbst und über die Welt um sich herum
nachdenkt.“ „Zugleich erlebt der denkend gewordene Mensch die Nötigung,
allem Willen zum Leben die gleiche Ehrfurcht vordem Leben
entgegenzubringen wie dem eigenen. Er erlebt das andere Leben in dem
seinen. Als gut gilt ihm: Leben erhalten, Leben fördern, entwickelbares
Leben auf seinen höchsten Wert bringen; als böse: Leben vernichten,
Leben schädigen, entwickelbares Leben niederhalten.“ „Dies ist das
denknotwendige, absolute Grundprinzip des Sittlichen.“ „Ethisch ist der
Mensch nur, wenn ihm das Leben als solches, das der Pflanze und des
Tieres wie das des Menschen, heilig ist und er sich dem Leben, das in
Not ist, helfend hingibt. Nur die universelle Ethik des Erlebens der ins
Grenzenlose erweiterten Verantwortung gegen alles, was lebt, lässt sich
im Denken begründen.“ „Die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben begreift
also alles in sich, was als Liebe, Hingabe, Mitleiden, Mitfreude und
Mitstreben, bezeichnet werden kann.“
- Albert Schweitzer -
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen